Vielen Dank an Holger Schaffranke für das werbetaugliche Foto seines Wanderer Fahrrades.
Richtig viele Radfahrer!
In Berlin wird ja unbestritten viel Rad gefahren. Und es werden immer mehr. Das ist allerdings noch gar nichts gegen das Straßenbild in Kopenhagen. Im aktuellen Spiegel gibt es dazu eine schöne Fotostrecke.
Für den guten Sitz!
Waldviertel in Österreich – tolle Radfahrgegend
Vor 2 Jahren hat es uns in den Sommerferien ins Nierderösterreichische Waldviertel verschlagen. Ursprünglich auf Wunsch der Kinder, die unbedingt richtig aufs Land und auf einen Bauernhof mit Tieren wollten. Die Gegend ist in Deutschland wenig bekannt. Das verwundert auf den zweiten Blick. Das Waldviertel liegt nordwestlich von Wien und erstreckt sich vom Donautal bis zur Grenze nach Tchechien. Damit ist es für Berliner sehr schnell zu erreichen, Straßendistanz via Prag oder Pilsen keine 500 km. Die Landschaft ähnelt der deutscher Mittelgebirge: Nadelwälder, Wiesen und Felder, so bis zu einer Höhe von 1.000 m. Es wohnen im Waldviertel wirklich sehr wenige Leute, die Bevölkerungsdichte entspricht der Uckermark. Wir hatten vorsichtshalber mal der Fahrräder auf das Autodach gepackt, waren uns aber nicht ganz sicher, ob das eine gute Idee ist. War es aber dann doch. Ich habe noch nie so wenige Autos gesehen, wie in diesem Urlaub. Es gibt im Waldviertel nur einige wenige große Straßen, die haben begleitende Radwege. Darüber hinaus durchziehen die gesamte Landschaft kleine Nebenstraßen und asphaltierte Landwirtschaftswege, sogennate Güterwege, da kann man stundenlang fahren, ohne ein Auto zu sehen. Die ideale Gegend mit kleineren Kindern, die zwar sicher und ausdauernd fahren, aber eben nicht im Straßenverkehr. Und wenn es etwas steiler wird, dann haben wir geschoben. Das ist dann auch ganz entspannt, weil einem die Straße komplett gehört und man nicht aufpassen muss, dass einen irgendein Raser in der Graben drängt. Und wenn doch mal ein Traktor entgegenkam, dann ist er auf den Rand gefahren und hat gegrüßt und gewartet. So hätte man es gern mal in Brandenburg!
Wir haben uns auf einem Biobauernhof in Möttingeramt einquartiert, das gehört zur Gemeinde Rastenfeld und liegt mitten im Waldviertel und besteht aus einigen Bauernhöfen und einem Gasthaus. Wir haben verschieden lange Tagesaufflüge gemacht, zu den Stauseen im Kamptal (schwimmen, Boot fahren…), in die umliegenden kleinen Städte und bis ins Donautal nach Krems. In den zwei Wochen ist uns nicht ein einziger deutscher Tourist begegnet, ausschließlich einige wenige Österreicher, meist Sommerfrischler aus Wien. (Die Einheimischen finden die Wiener aber nicht so nett, weil die angeblich die leerstehenden Bauernhäuser aufkaufen und zu Wochenendhäusern umnutzen.) Es gibt eine sehr leckere regionale Küche – wie überall in Österreich, jede Menge Burgen, Schlösser und Klöster zum Besichtigen und wenns regnet geht man in die Pilze oder macht eine Ausflug nach Wien, was auch nur 80 km entfernt ist. Alles in allem ein absoluter Geheimtipp für entspannten Familienurlaub mit Rad und wenig Geld.
Ausführliche touristische Infos unter: http://www.waldviertel.at
Landkarten für den großen Überblick:
von bikeline, Radkarte Waldviertel-Wachau 1:75.000
und um die kleineren Wege im Detail nutzen zu können:
Topografische Karten 1:25.000
Wir buchen in Österreich Ferienwohnungen und Häuser über: http://www.urlaubambauernhof.at/
Reiseführer: Falters feine Reiseführer, Waldviertel
Ein Stück Oder-Neiße-Radweg 2010 mit Kindern
Drei Wochen vor Urlaubsbeginn sollte man nur selten anfangen zu planen. Den ganz großen Wurf in Sachen Ausland wird man da kaum noch reißen. Aber warum dann nicht mal hier Urlaub machen? Das Wetter war ja auch hier super, im Sommer 2010. Eigentlich zu viel Sonne, um die ganze Familie auf dem Rad durchs Land zu schicken. Nach ein, zwei ordentlichen Einkäufen beim Radladen des Vertrauens war im Grunde die nötige Ausstattung auch zusammen. Und hier erst einmal zur Tour: Mit der Regionalbahn ging es nach Schwedt, hier hatten wir die Übernachtung gebucht, übrigens die Einzige, die anderen Übernachtungen wurden unterwegs angesteuert und gefunden, teils Zeltplätze, teils Hotels oder Pensionen mit Qualitätsmarke „Bed and Bike“ mit recht unterschiedlicher Ausprägung. Vorteilhaft: es gibt immer einen abschließbaren Abstellraum für die Räder und das Gepäck. Als sehr gute Orientierungshilfe erwies sich der Tourenführer Bikeline vom Esterbauer Verlag. Da die Tourenplaner relativ oft aktualisiert werden, sollte man tatsächlich den Neuesten haben, da sich doch einige Telefonnummern, z.Bsp. von Übernachtungsmöglichkeiten, ändern. Da wir überhaupt keine Ahnung hatten, wie weit Mimi (11) und Klara (9) am Tag so strampeln würden, hatten wir außer der ersten Übernachtung nichts geplant. das war auch gut so. Es stellte sich heraus, dass 30 bis 40 km am Tag kein Problem sind. Für die Motivation war es aber sehr gut, oft kleine Pausen einzulegen, bei denen man mal hier ein Tier beobachten, dort mal Blumen pflücken und (ganz wichtig) den einen oder anderen Bäckerwagen ansteuern konnte. Oder einfach nur mal so anhalten und die wunderschöne Landschaft genießen. das am Vormittag grob gesteckte Ziel wurde am Nachmittag nochmal auf Machbarkeit überprüft und im Zweifelsfall korrigiert. Da der Tourenführer ausreichend Übernachtungsmöglichkeiten bereit hielt, konnten wir jedes Mal ganz prima unterkommen. Außerdem hatten wir die komplette Campingausrüstung dabei. das war zwar ordentlich Gewicht, aber bei den Strecken kein Problem.Ab Schwedt fuhren wir zunächst sehr entspannt direkt auf dem Damm und konnten einige Greifvögel, Schafe und auch einen Fuchs beobachten. Man hat einen tollen Blick über die Oder hinweg. Außerdem muss man außer auf entgegenkommende Radfahrer, starke Sonneneinstrahlung und der abschüssigen Böschung auf nichts weiter achten. Freie Fahrt also. Auch sonst gaben sich die Planer dieser Tour Mühe, den Weg so zu legen, dass man auf Radwegen oder wenig befahrenen Straßen an sein Ziel kommt. So ist diese Route sehr gut geeignet, mit Kindern befahren zu werden.Tip: die wenig befahrenen Straßen sind toll, führen meist über Felder, sind also Landwirtschaftswege, was aber Einheimische nicht daran hindert, dem Geländewagen mal ordentlich die Sporen zu geben. Um auf sich aufmerksam zu machen, fährt man einfach schön in der Mitte und wenn alles schön natürlich auch zur Seite. Man sollte nur verhindern, dass man in den Schotterstreifen abgedrängt wird, das kann dann auch gefährlich werden. Mit dem Hänger im Schlepp war ich das perfekte Stoppschild am Ende unserer kleinen Schlange, die Mädchen in der Mitte und vorn meine liebste Frau.
Unser großes Ziel Rieth am Stettiner Haff erreichten wir schon nach 7 Tagen und geradelten 100 km. Das sieht so erst einmal nicht bemerkenswert aus. Schließlich hatten wir noch 2 Tage, an denen wir an Ort und Stelle blieben, ein Geburtstag war dabei, ein Tag Penkun (das Schloss dort hat echten Unterhaltungswert, das Freilichtmuseum war eher eine traurige Veranstaltung). Aber für die gute Laune sollte man sorgen.
In Rieht blieben wir dann eine Woche auf dem Zeltplatz hinter der Alten Schule. Die Mädchen zogen es vor, auf dem Heuboden zu übernachten. Da wir Rieht schon kannten, wussten wir auch worauf wir uns eingelassen hatten. Wer allerdings nicht Zelten möchte, sollte hier vorbuchen, sonst wird es knapp mit den Schlafmöglichkeiten. Und wer weiter in Richtung Ostsee möchte, sollte langsam anfangen, die Tour besser zu planen. Was bis jetzt noch ganz einfach war, wird jetzt immer schwieriger. Am Wasser werden die freien Plätze knapp. Wir hatten uns aber entschieden, wieder zurück zu fahren. das klingt erst einmal nicht so spannend, hatte aber tatsächlich auch seinen Reiz. Einziger Fehler: das motivierende Ziel war weg. Aus diesem Grund werden wir die nächste Tour so planen, dass erst die lange Fahrt ansteht und dann der Teil der kompletten Entspannung ansteht.Insgesamt waren wir von der Gastfreundlichkeit und der superschönen Landschaft beeindruckt. Klar, es gab auch Stationen, die brachten das Licht erst zum Leuchten. So wurden wir in der Salvey- Mühle regelrecht vom Hof gejagt in bester Mittagshitze, der Veranstalter befürchtete einen Schrecken für seine Hochzeitsgesellschaft, wenn wir dort unser Mittagspause abgehalten hätten und die Fahrradtankstelle konnte uns nicht einmal ein Eis verkaufen (gut dass wir kein Sprit brauchten). Beim nächsten mal würden wir weiter im Süden anfangen zu Radeln.
Rainer